Unser Experte für Restless-Legs-Syndrom
Dr. med. Miriam Tönnis
Institution und Position: Privatärztlichen Praxis für Neurologie in Köln.
Stand: 14.03.2018
Die Mitschrift des Interviews mit Dr. med. Miriam Tönnis zum Thema “Restless-Legs-Syndrom”
Was ist das Restless-Legs-Syndrom (RLS)?
Ein RLS ist, wie der Name schon sagt, ein Syndrom mit ruhelosen, unruhigen Beinen. Das geht zusammen häufig mit einem Bewegungsdrang, Missempfindung, Kribbeln, Ziehen in den Beinen, der vor allen Dingen in Ruhe auftritt, durch Bewegung besser wird und zum Abend und Nacht hin deutlich zunimmt. Häufig gehen damit einher auch Schlafstörungen und entsprechend dann natürlich auch eine Tagesmüdigkeit.
Woran erkenne ich das RLS?
Das Restless-Legs-Syndrom hat vor allen Dingen 4 wesentliche Kriterien. Das sind zum Einen eine Bewegungsunruhe in den Beinen, meistens zusammen mit Kribbeln, Ziehen, Stechen, also gewisse Missempfindungen, die treten ausschließlich in Ruhe auf, nehmen am Abend und in der Nacht zu, zumindest gegenüber den Symptomen am Tage und bessern sich durch Bewegung. Das sollte also erfüllt sein beim RLS. Dazu kommen häufig dann noch Schlafstörungen, Einschlaf- und Durchschlafstörungen durch diese Beschwerden und natürlich auch die Folgen möglicherweise, wie eine Tagesmüdigkeit zum Beispiel.
Was sind die Ursachen für ein RLS?
Da muss man so ein bisschen unterscheiden zwischen einem primären Restless-Legs-Syndrom und einem sekundären. Bei dem primären sind die Ursachen nicht genau bekannt. Man weiß, dass es zum Einen gewisse genetische Faktoren gibt, also das häufig auch vererbt wird, und zum Anderen ist es so, dass man weiß bestimmte Botenstoffsysteme, also sogenannte Neurotransmittersysteme im Gehirn spielen eine wichtige Rolle. Wie genau ist nicht ganz geklärt.
Beim sekundären RLS ist es so, dass viele Grunderkrankungen, wie z.B. ein Eisenmangel oder eine Nierenfunktionsstörung, Schilddrüsenfehlfunktion, aber auch eine Polyneuropathie, also eine Nervenleitungsstörung, Ursache sein können für ein Restless-Legs-Syndrom. Es kann aber auch z.B. in der Schwangerschaft gehäuft auftreten, zum Teil wegen dem Eisenmangel, manchmal aber auch einfach so als Begleitsymptom, geht aber dann auch wieder weg nach der Entbindung, oder eben es kann auch die Nebenwirkung von Medikamenten sein.
Betrifft das RLS nur die Beine?
Das RLS betrifft häufig die Beine, aber eben nicht nur. Die Arme können auch mit betroffen sein, haben dann genau dieselben Beschwerden, Missempfindung, Unruhe, Brennen, Kribbeln, das sich durch die Bewegung bessert.
Ich kann nicht einschlafen – kann ein RLS vorliegen?
Ganz klar ja. Man muss aber bedenken, dass es unglaublich viele Ursachen für Schlafstörung gibt. Wenn aber der Schlaf gestört ist durch Bewegungsunruhe, Missempfindung in den Beinen, oder aber eben auch das Durchschlafen dadurch gestört ist, d.h. dass man immer wieder aufwacht deswegen, dann kann das RLS eine Ursache sein.
RLS in meiner Familie – habe ich ein erhöhtes Risiko?
Ja, muss man sagen, das RLS wird häufig vererbt, und zwar haben ungefähr 50% der Patienten mit einem RLS auch Familienangehörige 1. Grades, die unter derselben Erkrankung leiden.
Wie wird ein RLS diagnostiziert?
Das wird vor allen Dingen klinisch diagnostiziert, also anhand der geschilderten Beschwerden und der Symptome, die vorliegen. Im Weiteren sollte die neurologische Untersuchung normal sein. Wenn sich da irgendwelche Hinweise ergeben auf z.B. eine Polyneuropathie, also eine sogenannte Nervenleitungsstörung, sollte sowas im Weiteren noch gesondert abgeklärt werden. Es muss eine Blutabnahme erfolgen, einfach um weitere Ursachen für ein RLS, wie Eisenmangel, Nierenfehlfunktion, Schilddrüsenfunktionsstörung auszuschließen. Und wenn dann die Diagnose noch nicht ganz gesichert ist, kann man immer noch einen sogenannten L-Dopa-Test machen, d.h. man gibt ein Medikament, das man normalerweise zur Behandlung einsetzt, einfach mal probeweise und schaut, ob die Beschwerden damit besser werden. Wenn dann noch nicht alles klar ist, kann man noch eine sog. Polysomnographie machen, d.h. man zeichnet manche Parameter im Schlaf auf, wie z.B. die Hirnströme oder die Beinbewegung und kann darüber dann auch wieder Ruckschlüsse ziehen für die Erkrankung.
Wann sollte das RLS behandelt werden?
Das sollte vor allen Dingen dann behandelt werden, wenn die Lebensqualität darunter leidet. Also vor allen Dingen wenn Schlafstörungen bestehen, dann auch mit den Folgen wie Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörung, Leistungseinbußen, oder aber auch wenn das soziale Leben gestört ist durch das RLS, also man nicht mehr abends im Kino sitzen kann oder auf dem Sofa und ein Buch lesen kann, einfach weil die Beine einem so wehtun und dieser Bewegungsdrang so vorherrscht. Ausschließen sollte man natürlich vor einer Behandlung immer sog. sekundäres Restless-Legs-Syndrom als Ursache dieser Beschwerden.
Welche Behandlungsmethoden für RLS gibt es?
Und zwar ist es so, dass man bestimmte Medikamente hat, die dabei wirken. Das ist einmal als Mittel der Wahl das Dopamin, also L-Dopa. Wenn das nicht ausreichend hilft oder es Nebenwirkungen geben sollte, dann gibt es noch Dopaminagonisten, das ist eine Gruppe von Medikamenten, die dabei auch getestet sind. Und bei einem schweren bis sehr schweren RLS, wenn die anderen Medikamente nicht gewirkt haben oder unzureichend wirken, gibt es noch ein Opiat, das zugelassen ist in der Behandlung. Auch da muss man wieder sagen, dass wenn eine andere Ursache vorliegt, wie Eisenmangel, Schilddrüsenfehlfunktion, sollte natürlich immer erst die Ursache behandelt werden.
Was halten Sie von einer Therapie mit der Gabe von Eisen?
Ein Eisenmangel kommt häufig vor beim RLS oder kann zumindest die Symptome verstärken, d.h. man sollte immer auch das Speichereisen bestimmen und dann diesen Wert in den hoch-normalen Rahmen halten. Das kann häufig gut helfen bei der Linderung der Beschwerden.
Helfen beim RLS und Schlafstörungen Schlafmittel aus der Apotheke?
Nein muss man sagen, die klassischen Schlafmittel werden dabei nicht eingesetzt, sondern andere Präparate wie L-Dopa oder Dopaminagonisten. Man kann schon mal übergangsweise und in bestimmten Situationen auch die klassischen Schlafmittel unterstützend für eine gewisse Zeit verwenden.
Bleiben RLS-Symptome für immer oder gehen sie auch wieder weg?
Das ist letztendlich schwer zu sagen. Wenn ein sog. sekundäres RLS vorliegt, also eine Grunderkrankung als Auslöser oder es die Nebenwirkung von einem Medikament ist, kann es gut sein, dass es wieder verschwindet, wenn man das ausreichend behandeln kann. Bei einem primären RLS ist es häufig so, dass die Symptome auch mal wieder weniger werden können oder auch ganz weggehen können für eine gewisse Zeit, aber wie der genaue Verlauf ist und wie sich das entwickelt kann man immer schwer vorhersagen.
Infos zur Person
Ich bin Fachärztin für Neurologie, habe eine Privatpraxis in Köln, befasse mich seit über 10 Jahren mit der Erkrankung des Restless-Legs-Syndrom und habe da inzwischen auch viel Erfahrung gesammelt, viele Patienten behandelt.
Infos zur Klinik
Ich bin Neurologin und habe eine Privatpraxis für Neurologie in Köln-Junkersdorf. Behandle da regelmäßig viele Patienten, auch welche die von weiter her kommen, einfach weil ich mir Zeit nehme für die Fragen und die Belange, die Untersuchungsmethoden habe die notwendig sind, um viele neurologische Erkrankung zu diagnostizieren bzw. wenn ich das selber nicht kann, arbeite ich mit Kollegen zusammen oder eben mit Fachambulanzen und kann somit rundum eine gute neurologische Betreuung gewährleisten.
Lebenslauf:
Beruflicher Werdegang:
1990 – 1997 | Studium der Humanmedizin an der Universität zu Köln mit Auslandsaufenthalten in Edinburgh (Schottland), Nagpur (Indien) sowie Salt Lake City (USA) im Praktischen Jahr |
1997 – 2005 | Facharztausbildung Neurologie an der Klinik für Neurologie, Kliniken der Stadt Köln, Krankenhaus Merheim (Prof. Dr. H. Bewermeyer) |
1998 | Promotion zu Dr. med. |
2001 | Zusatzbezeichnung Sportmedizin |
2003 – 2004 | Unterricht der Auszubildenden der Krankenpflegeschule der Kliniken der Stadt Köln im Fach Neurologie |
2004 | A-Diplom der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur |
2005 – 2007 | Angestellte Ärztin in einer Kölner Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie |
2007 | Facharzt Neurologie |
2008 – 2012 | Beratende Ärztin für den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung Nordrhein |
2009 | Zusatzbezeichnung Akupunktur |
Seit 2009 | Privatärztlichen Praxis für Neurologie in Köln- Junkersdorf |
Mitgliedschaften:
Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur
Vorstand der Wilhelm-Tönnis-Stiftung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie
Experten-Beirat der Singliesel GmbH